Die großen Schilder mit der Aufschrift „Freie Bürofläche“ gehören seit Jahren zum festen Bestandteil der Bürolandschaft in Ratingen West. Nicht ohne Grund wurde deshalb die Standortinitiative InWest gegründet, um diesen in die Jahre gekommenen Stadtteil wieder zu beleben. Ein Selbstläufer ist die Ansiedlung neuer Unternehmen trotz der verkehrlich sehr guten Anbindung bisher allerdings nicht.
Dass sich diese Schilder nun auch an dem neuen, scheinbar attraktiven Standort in Ratingen Ost ebenfalls häufen, stimmt bedenklich. Die in Corona-Zeiten zur Perfektion gebrachte Home-Office-Praxis wird den Trend zu weniger benötigter Bürofläche weiter verstärken. Gerade die Dienstleistungsunternehmen erfahren, wie sich über diese neue Arbeitsteiligkeit ganz erhebliche Kosten einsparen lassen.
An dem scheinbar so attraktiven Wirtschaftsstandort Ratingen wird dieser Trend nicht spurlos vorübergehen. Hinzu kommt, dass auch die Nähe zum Flughafen Düsseldorf, bisher ein großer Pluspunkt für Ratingen, an Bedeutung abnehmen wird, wenn statt persönlicher Treffen vor Ort virtuelle Online-Meetings zum bevorzugten Medium für Zusammenkünfte werden.
Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, bedarf es einer Stärkung der städtischen Wirtschaftsförderung. Im Vergleich zu den uns umgebenden Städten ist die personelle Ausstattung in Ratingen eher mager und wurde gerade durch den Abgang einer weiteren Mitarbeiterin geschwächt. Wenn Ratingen sich auch in Zukunft als ein führender Wirtschaftsstandort im Düsseldorfer Umfeld präsentieren will, muss mehr passieren. Und wir müssen verstehen, dass ein ausschließlich auf den Dienstleistungsbereich ausgerichtetes Anwerben neuer Unternehmen kritisch ist.
Blaumänner werden aller Voraussicht nach zwar nicht mehr nach Ratingen zurückkommen. Wir sollten aber bestrebt sein, zumindest „produktionsnahe“ Unternehmen und kleinere Organisationen für uns zu gewinnen und diesen in unserer Stadt eine langfristige Perspektive zu bieten. Wenn wir uns nicht nur um Leuchttürme, sondern im Zweifel auch um die Neuansiedlung eines Handwerksbetriebs kümmern wollen, bedarf es mehr Kraft in unserer Wirtschaftsförderung. Das hilft, unseren Branchenmix in Ratingen breiter aufzustellen und uns damit wetterfest für Krisen zu machen, die dort draußen in den nächsten Jahren sicher wieder auf uns lauern.
Olaf Tünkers
Tünkers Maschinenbau GmbH
Vorstandsvorsitzender des Unternehmensverband Ratingen e.V.