Wählen gehen für Europa
Nur noch sechs Tage bis zur Europawahl. Zum zehnten Mal seit 1979 können alle Wahlberechtigten direkten Einfluss auf die Europapolitik nehmen – und wirklich alle sollten das tun. Denn niemals zuvor war eine hohe Wahlbeteiligung so wichtig wie jetzt, um nicht den politisch Extremen am linken und rechten Rand das Feld zu überlassen.
Denn auch bei dieser Wahl gilt, was bei anderen Wahlen der Fall ist: die extremen Wähler gehen (fast) alle zur Wahl – und verfälschen die Stimmungslage in der Bevölkerung, wenn große Teile der „schweigenden Mehrheit“ aus der demokratischen Mitte nicht wählen.
Dabei ist die Europäische Union ein absolutes Erfolgsprojekt. Freier Warenverkehr und Freizügigkeit haben der Wirtschaft und allen Bürgerinnen in den europäischen Staaten enorme Vorteile gebracht. Auch in Ratingen gilt, dass die Unternehmen auf einen freien Warenverkehr innerhalb der EU angewiesen sind. Das gleiche gilt für die Freizügigkeit in Europa, die es ermöglicht, qualifizierte Mitarbeiterinnen aus anderen EU-Ländern zu gewinnen.
Wie kann man da eine Partei wählen, die sich zwar zur Wahl stellt, die aber Europa in seiner jetzigen Form abschaffen will und die EU „ein undemokratisches und reformunfähiges Konstrukt“ nennt? Und die dann wörtlich in ihrem Wahlprogramm schreibt: „Das undemokratisch gewählte EU-Parlament wollen wir abschaffen“.
Gerade junge Leute, die erstmals schon mit 16 Jahren an dieser Wahl teilnehmen können, sollten die Möglichkeit einer demokratischen Wahl ergreifen. In ihrem Leben hat es die Europäische Union ja immer nur als Markt der Möglichkeiten gegeben. Mit allen Freiheiten zu reisen und Europa zu erkunden – ohne Grenzkontrollen wie noch vor vierzig Jahren. Und mit einer einheitlichen Währung, die wir nun schon seit mehr als 22 Jahren haben. Die es jedem ermöglicht, mit dem Euro ohne Devisenumtausch in Griechenland genauso zu bezahlen wir in Irland.
Gerade der Brexit zeigt ja die enormen negativen Folgen, wenn eine Bevölkerung meint, sie könne als Einzelstaat viel besser dastehen als als EU-Mitgliedsstaat. Und das betrifft nicht nur die wirtschaftlichen Folgen mit Zöllen und Lieferengpässen bei Importwaren, sondern auch die Erwerbsmöglichkeiten im Ausland.
Über all dies sprechen die Parteien nicht, die das EU-Parlament auflösen und zurück zu den einzelnen Nationalstaaten wollen. Sie verstehen auch nicht, dass eine starke und nach außen einige Europäische Union in der heutigen Welt immer wichtiger wird – um nicht zwischen Autokratien wie China und Russland zerrieben zu werden.
Deshalb ist es so wichtig, am kommenden Sonntag zur Wahl zu gehen und sich für eine Partei aus dem demokratischen Spektrum zu entscheiden, die eine starke Europäische Union will. Das Rad der Zeit hin zu abgeschotteten Nationalstaaten zurückdrehen zu wollen, schadet uns allen; der Wirtschaft genauso wie jedem einzelnen Bürger. Auch in Großbritannien hat der Großteil der Bevölkerung erst nach dem Brexit gemerkt, was man an der Mitgliedschaft in der Europäischen Union gehabt hat.
Dr. Axel Mauersberger
Geschäftsführer