Ratingen lebt vor allem von seiner Lage. Umgeben von den Autobahnen 3, 44 und 52 sowie der unschlagbaren Nähe zum Düsseldorfer Flughafen, ist die Stadt ein begehrter Standort für viele Unternehmen. Was fehlt, ist eine gute Anbindung durch den öffentlichen Personennahverkehr, vor allem in Nord-Süd-Richtung durch die Westbahnstrecke, auf der vor mehr als 40 Jahren letztmalig regelmäßiger Personenverkehr stattfand. Und natürlich der Lückenschluss der A44 bis Heiligenhaus, wo es zwar seit mehr als einem Jahr einen Planfeststellungsbeschluss gibt, aber noch keine Bauarbeiten stattfinden. Man könnte es Deutschlandtempo nennen.
Neben diesen langfristigen Planungen und Arbeiten hat Ratingen aber das Problem aller Gebiete – jedenfalls der im Westen Deutschlands: das Straßennetz ist in die Jahre gekommen, Brücken sind marode und müssen repariert oder vollständig neu gebaut, Straßenbeläge erneuert werden. Wenn nun zwei dieser Themen zusammenkommen, muss es aber wohl logistisch schwierig werden. Nicht anders ist es zu erklären, dass auf der Straße Zum Schwarzebruch, die die Mülheimer Straße mit Eggerscheidt und Hösel sowie weiter Heiligenhaus und Velbert verbindet, nach sechswöchiger Sperrung zwar die Brücke über die Eisenbahn neu geteert wurde, nicht aber der Rest der Straße. Dort, wo mancher Zeitgenosse mit seinem Fahrzeug vollständig auf die Gegenspur fährt, weil die eigene so desolat ist, dass man nicht mehr als gutes Schritttempo fahren möchte.
Ganz abgesehen davon, dass die Baustelle eigentlich nach vier Wochen beendet sein sollte und die veranschlagte Zeit um 50 Prozent überschritten wurde. Die Pendler aus Heiligenhaus und Velbert mussten sich sechs Wochen lang durch Hösel bis zum Kreisel am Krummenweg quälen, stop and go war angesagt. Aus einer Fahrt nach Ratingen, die eigentlich weniger als 20 Minuten dauert, wurde so gern einmal eine Dreiviertelstunde.
Auch die Ausweichstrecke über Homberg brachte wenig Besserung – wenn es auch nicht so schlimm kam wie eigentlich geplant, denn auch die Strecke zwischen Ratingen und Homberg sollte eigentlich zeitüberlappend einseitig wegen Reparaturen gesperrt werden.
Und all das soll sich wiederholen, wenn die Straße Zum Schwarzebruch dann nochmals für die Erneuerung der restlichen Fahrbahn gesperrt wird?
Wer stellt solche Planungen auf? Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass bald Künstliche Intelligenz in das Planungswesen Einzug hält. Die kann bestimmt auch berechnen, wie viele Fahrzeuge während der Sperrung wieviel Zeit im Stau gestanden und wie viel zusätzliche Emissionen in die Luft gepustet haben.
Übrigens: wer in letzter Zeit einmal in Schrittgeschwindigkeit über die Bodenwellen am Höseler Kreisel mit seinem Fahrzeug gehoppelt ist, wird sich schon auf die nächste Sperrung bei der Sanierung dieses Knotenpunkts freuen…
Dr. Axel Mauersberger
Geschäftsführer