In diesen Zeiten ist häufig vom Vertrauen in die Politik die Rede. Auf der Bundesebene war das Vertrauen zwischen den Regierungspartnern aufgebraucht, es kam zum Koalitionsbruch.
Aber auch auf kommunaler Ebene kann man Vertrauen schnell verspielen – und es scheint, dass die Entscheidung des Stadtrats, den Beschluss über den Bau der Tiefgarage unter den Wallhöfen aufzuheben, ein Beispiel dafür ist.
Dass das leerstehende alte und hässliche frühere Hertie-Kaufhaus nach vielen Jahren abgerissen wurde und an gleicher Stelle die Wallhöfe überhaupt gebaut wurden, war eine zwar lange dauernde, aber für die Innenstadt wichtige und sehr positiv zu bewertende Entwicklung.
Angesichts des Mangels an Parkplätzen, der auch durch den Abriss und den Verfall von Parkhäusern verstärkt wurde, in die man sich nicht mehr hineintraut, war es klar, dass neue Parkmöglichkeiten her mussten – und dass der Bau der Wallhöfe eine einzigartige Chance bot, neuen öffentlichen Parkraum zu schaffen. Wer in letzter Zeit einmal in das Parkhaus hinter dem Medienzentrum mit seinen engen und viel zu kleinen Parkplätzen sowie dem Tropfsteinhöhlenambiente gefahren ist, weiß was ich meine.
Dass eine moderne Tiefgarage kein Sonderangebot ist, war allen klar. Wenn man eine langsam ins Straucheln geratende Innenstadt aber wieder für von außerhalb kommende Kunden attraktiv machen will, gibt es eigentlich keine Alternative. Denn auch wenn man noch so sehr appelliert, dass die Besucher doch bitte mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen sollen – soweit die Kunden nicht im Düsseldorfer Norden direkt an der Straßenbahnstrecke wohnen, ist die Erreichbarkeit der Ratinger Innenstadt für externe Gäste eigentlich nur mit dem Auto zu stemmen.
Wenn nun all dies in Abrede gestellt wird – bis zur Behauptung, dass es ja genügend Parkplätze gebe -, so scheint niemand an den Einzelhandel und auch die Bewohner in den Wallhöfen zu denken. So wie die Kunden von einem modernen Center erwarten, dass sie mit dem Einkaufswagen per Aufzug in die Tiefgarage fahren können, wo sie ihre Einkäufe vor Regen geschützt direkt ins Auto packen können, so erwarten Eigentümer und Mieter an dieser zentralen Stelle, dass sie einen Stellplatz in der Tiefgarage mieten können. Das gilt vor allem, weil die Wohnungen perfekt geeignet sind für ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind.
Letztlich ist zu berücksichtigen, dass man die Tiefgaragenplätze dem Investor und den Bewohnern und Geschäften zugesagt hatte. Sie jetzt nicht zu bauen, erschüttert das Vertrauen bei zukünftigen Projekten und kann auch zu Regressforderungen führen. Außerdem ist die Investition aus städtischen Eigenmitteln finanzierbar und amortisiert sich in einem überschaubaren Zeitraum.
Das Vertrauen in die lokale Politik ist für Bewohner, Investoren und Einzelhandelsgeschäfte in den Wallhöfen derzeit jedenfalls dahin. Das ist umso bedauerlicher als auch in anderen Bereichen die nahe Großstadt Düsseldorf lockt. In den kommenden Monaten werden der Dienstleister Spie und das Unternehmen Schneider Electric unsere Stadt in Richtung EUREF-Campus am Düsseldorfer Flughafen verlassen; ESPRIT hat aufgrund der Insolvenz sein Gebäude schon aufgegeben. Es wird schwierig genug sein, diese Wegzüge auf Dauer zu kompensieren. Da ist es kontraproduktiv, wenn durch das Hin und Her in der Lokalpolitik Zusagen für Einzelhandel und Wohnungswirtschaft nicht eingehalten werden. Das kann sich auch im Bereich der Ansiedlung neuer Unternehmen bitter rächen.
Dr. Axel Mauersberger
Geschäftsführer