Unternehmer*innen haben es gern, wenn sie ihre Aufträge und Entwicklung gut planen können. Einerseits will niemand nur mit kurzfristigen Aufträgen über die Runden kommen müssen, andererseits will man ungern von einer Auftragswelle überrollt werden und die Kunden um Monate vertrösten müssen. Genau das passiert aber gerade – und eine Besserung ist nicht in Sicht. Da freut sich eine Familie, dass die beauftragte Photovoltaikanlage doch nicht erst im Frühsommer 2023 installiert werden soll, sondern dass ein anderer Kunde abgesprungen ist und ein Termin im November frei wurde. Da hat das Messebauunternehmen vor kurzem noch um das Überleben gekämpft – und wird jetzt so von Aufträgen überrollt, dass es nicht weiß, wie es mit dem verbliebenen Personal das alles schaffen soll.
Der Fachkräftemangel tut das seinige dazu. Egal in welcher Branche, überall werden händeringend Fachleute gesucht. Dem Hotel sind während der Pandemie sämtliche Fachkräfte abhandengekommen – es muss irgendwie weitergehen mit neuen fachfremden Leuten, die aber erst einmal angelernt werden müssen. Stellt sich nur die Frage von wem.
Gleichzeitig stellt man fest, dass der Arbeitskräftemangel und die Erhöhung der Mindestlöhne zu einer Verschiebung bei den Entgelten führen. Lagen früher die Lohnzuwächse insbesondere in der Industrie besonders hoch, kehrt sich dieser Trend nun um. Die jährliche Lohnstatistik der Bundesagentur für Arbeit weist für die Jahre 2016 bis 2021 zum Beispiel bei den Maschinen- und Technikberufen einen Entgeltzuwachs von 8,2 Prozent aus, in der Gastronomie aber von 13,5 Prozent und in der Altenpflege sogar von 25,7 Prozent. Der Arbeitskräftemangel schlägt sich also auch bei den Verdiensten nieder. Allein von 2020 auf 2021 stiegen die Entgelte in der Gastronomie um 5,7 Prozent, dieses Jahr nehmen sie nochmals erheblich zu. Allerdings sind die absoluten Unterschiede zwischen den Branchen noch immer groß: während 2021 ein Vollzeitjob in der Gastronomie mit durchschnittlich 1992 Euro vergütet wurde, lag der Wert im Bereich der Maschinen- und Fahrzeugtechnik bei 3730 Euro. Das dürfte häufig mit der notwendigen beruflichen Qualifikation zusammenhängen.
Die Zeiten sind jedenfalls herausfordernd – für alle Branchen.
Dr. Axel Mauersberger
Geschäftsführer