Die Digitalisierung hilft in der Pandemie


post-01

Wenn diese Pandemie, die vor genau einem Jahr in Deutschland angekommen ist, irgendetwas Gutes hervorgebracht hat, dann ist es die Beschleunigung der Digitalisierung.

Dabei kann man heftig darüber streiten, ob die neue Corona-Arbeitsschutzverordnung von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil wirklich notwendig und sinnvoll ist. Denn sie verpflichtet alle Arbeitgeber – auch den Zwei-Mann-Betrieb -, den Arbeitnehmern die Arbeit im Homeoffice anzubieten. Ausnahmen gelten nur, wenn „zwingende betriebsbedingte Gründe entgegenstehen“. Als ob das nicht schon jeder Arbeitgeber aus Selbstschutz gemacht hätte. Eher häufen sich die Berichte von Mitarbeitern, die wieder im Büro arbeiten wollen, weil sie zuhause mit kleinen Kindern und Homeschooling an ihre Grenzen kommen.

Ist es wirklich sinnvoll, wenn der Arbeitsminister in seiner Verordnung den Betrieben mit mehr als zehn Beschäftigten auferlegt, diese „in möglichst kleine Arbeitsgruppen“ einzuteilen? Weiß das nicht jeder Arbeitgeber selbst am besten?

Auch hier ist es wieder einmal interessant, dass der Minister etwas von der privaten Wirtschaft verlangt, was in der öffentlichen Verwaltung kaum gelebt wird. Der Digitalverband Bitkom weist darauf hin, dass die meisten der fünf Millionen Beschäftigten der öffentlichen Hand von zu Hause aus arbeiten könnten, es den wenigsten aber ermöglicht werde. In jeder zweiten Kommune werde den Beschäftigten das Homeoffice überhaupt nicht angeboten. Ob es an der fehlenden digitalen Infrastruktur oder am Führungsstil liegt, darüber lässt sich die Umfrage nicht aus. Hier ist also noch viel zu tun.

Positiv ist allerdings zu vermerken, dass die Digitalisierung sogar bei den ersten Gerichten angekommen ist. Viele hatten zwar in den vergangenen Jahren stark in Videotechnik, große Bildschirme und Übertragungstechnik im Gerichtssaal investiert, nur wurden viele Geräte bis zur Pandemie nicht ein einziges Mal genutzt. Das ist jetzt anders, beim Arbeitsgericht in Düsseldorf steigt die Anzahl der virtuellen Termine, bei denen sich die Prozessparteien und Ihre Vertreter per Link in die Verhandlung per Videokonferenz einschalten und online verhandeln. Das spart Fahrzeit, Parkhauskosten und Nerven. Und hilft in diesen Wintertagen ganz besonders, die Übertragungsmöglichkeiten des Virus zu reduzieren.

Auch beim Unternehmensverband in Ratingen sind neue Online-Formate für Veranstaltungen aus der Taufe gehoben worden. Nach dem virtuellen Neujahrsempfang mit NRW-Ministerin Ina Scharrenbach hat am vergangenen Donnerstag die erste virtuelle Fabrikbesichtigung bei der Tünkers Maschinenbau GmbH stattgefunden. Mittels Handykamera wurden die Zuschauer am Bildschirm durch die Fabrik geführt und konnten live erleben, was selbstfahrende und selbstlernende Transportfahrzeuge (Automated Guided Vehicles, AGV) in einer vollautomatisierten Fabrik leisten können. Das neue Format wird weiter ausgebaut.

Dr. Axel Mauersberger