Eigentlich gibt es ja nichts Drögeres als Statistiken. Wichtig ist es aber vor allem, welche Schlüsse man daraus zieht. So auch beim neuen Statistischen Jahrbuch der Stadt 2022, das gerade erschienen ist. Zugegeben, ganz taufrisch sind die Zahlen nicht immer, fast alle haben den Stand vom Jahresende 2021. Dennoch kann man eine Menge daraus ableiten. Zum Beispiel bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die ihren Arbeitsort in Ratingen haben: mit 45.962 war diese Zahl Ende 2021 auf einem Allzeithoch – vor zwanzig Jahren waren es nur rund 34.000, selbst vor zehn Jahren gab es nur etwa 38.000 Arbeitnehmer*innen.
Dazu passt auch die Zahl der Einpendler: Trotz Corona-Pandemie war deren Zahl mit 35.560 im Jahr 2021 so hoch wie niemals zuvor. Da die Zahl der Auspendler ebenfalls gestiegen ist, blieb der Pendlersaldo gegenüber dem Vorjahr fast unverändert. Einerseits also eine positive Entwicklung, Ratingen ist ein attraktiver Arbeitsort für viele Menschen. Andererseits keine Entlastung beim Pendlerverkehr, zu den Hauptverkehrszeiten morgens und nachmittags gibt es in Ratingen viel Stop and Go.
Der Trend zu mehr mobiler Arbeit, der auch nach dem Ende der Pandemie anhält, mag etwas Entlastung bringen, dennoch sind die Straßen häufig verstopft. Auf Dauer beinhaltet der Trend zum „Remote working“ aber auch eine Gefahr: wenn mehr von zu Hause aus gearbeitet wird, sinkt der Bedarf an Bürofläche. Viele Unternehmen sehen einen Büroarbeitsplatz nur noch für einen Teil der Belegschaft vor, die Mitarbeiter*innen haben nur noch einen Container mit ihren Arbeitsutensilien und suchen sich im Büro einen freien Arbeitsplatz – eine feste Platzbelegung gibt es nicht mehr. Da kann manches Unternehmen eine ganze Etage freiziehen und untervermieten – oder gleich ein kleineres Bürogebäude suchen, das dann nicht immer in Ratingen sein muss.
All dies sind Gründe, weshalb die Wirtschaftsförderung in Ratingen gut aufgestellt sein muss – damit in diesen Zeiten der Veränderung suchenden Unternehmen schnell und passgenau eine Alternative angeboten werden kann. Denn trotz der unbestreitbaren Vorteile des Standorts Ratingen gilt: die Konkurrenz in Düsseldorf schläft nicht. Und dem Makler ist es egal, ob er das Unternehmen nach Ratingen oder in eine andere Stadt vermittelt.
Dr. Axel Mauersberger
Geschäftsführer