Gerade hat es in der Schule Halbjahreszeugnisse gegeben – und manchem Schüler stellt sich die Frage, welche berufliche Laufbahn er nach dem Schulabschluss in einem halben Jahr einschlagen soll.
Da ist es überraschend zu hören, welche Berufe 15-jährige Jugendliche im Alter von 30 Jahren ausüben wollen. Die OECD wertete in 41 Mitgliedsländern die Daten aus und stellte fest, dass überwiegend traditionelle Berufe genannt wurden – Lehrerin, Ärztin, Architektin, Anwältin bei den Mädchen, Industriemechaniker, Automechaniker und Polizist bei den Jungen.
In Deutschland unterliegen gut 45 Prozent der von den Jugendlichen genannten Wunschberufe dem Risiko, in den nächsten 10 bis 15 Jahren automatisiert zu werden.
Bei den Jugendlichen scheint wenig angekommen zu sein, dass sich die Berufswelt rasant verändert. VW wandelt sich vom reinen Hardware- zum Software-Unternehmen, hat vor knapp einem Jahr mit 500 Software-Fachleuten angefangen und will in fünf Jahren mehr als 10.000 IT-Fachleute beschäftigen. Auf dem Weg in die elektrische Zukunft sollen die Autos des Konzerns zukünftig mit einem einheitlichen Betriebssystem fahren.
Auf der anderen Seite werden Handwerker händeringend gesucht. Überall wird gebaut, in Ratingen werden noch mehr Kindertagesstätten benötigt, die Wohnungsgenossenschaft Ratingen will in Tiefenbroich mehrere knapp 100 Jahre alte Häuser abreißen und 26 neue moderne Wohnungen bauen. Wer, wenn nicht das Handwerk, soll die bauen?
Einer modernen Berufsorientierung kommt also eine wichtige Aufgabe zu. Das gilt vor allem für die Gymnasien – denn nicht jeder, der das Abitur macht, wird im Studium glücklich. Häufig sind vor allem schwächere Abiturienten mit einer dualen Ausbildung besser bedient. Bleibt zu hoffen, dass das in den Köpfen der Jugendlichen auch ankommt.
Dr. Axel Mauersberger
Geschäftsführer