Buchstäblich viele Baustellen


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Die Zahl der Baustellen in und um Ratingen herum steigt – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Der Lückenschluss der A44 wirft seine Schatten voraus, denn es gab bereits erste Rodungen. Trotzdem wird die europaweite Ausschreibung des Trassenbaus noch erhebliche Zeit in Anspruch nehmen – und dann muss das ausführende Unternehmen ja auch möglichst umgehend anfangen können.

Die zweite Baustelle ist leider noch keine – die Ratinger Weststrecke steht planungsrechtlich noch ganz am Anfang. Die Mühlen mahlen langsam – es ist schon mehr als vier Jahre her, dass im Rahmen der Veranstaltungsreihe Dialog Stadt – Wirtschaft das Ergebnis der Machbarkeitsstudie von dem zuständigen Fachgruppenleiter beim VRR vorgestellt wurde. Das Ergebnis war sehr aufmunternd, jedoch sind weitere größere Fortschritte derzeit nicht sichtbar. Mehr als vierzig Jahre, nachdem am Lintorfer Bahnhof der letzte Personenzug gehalten hat, ist absehbar, dass wir wohl auch das 50-jährigen „Jubiläum“ ohne Personenverkehr auf der Strecke sehen werden.

Eine Baustelle im übertragenen Sinne ist das St. Marien Krankenhaus. Jahrzehnte, nachdem das frühere Evangelische Krankenhaus nicht mehr als Akutkrankenhaus tätig war, steht nun in unserer Stadt das letzte Krankenhaus mit Akutversorgung auf der Kippe. Dass eine Stadt mit 90.000 Einwohnern ohne Akut-Einrichtung auskommen kann, ist eigentlich kaum vorstellbar. Daher ist es gut, dass Mitarbeiter*innen des Hauses ebenso wie Ratinger Bürger für den Erhalt des Hauses auf die Straße gehen. Dass eine Lösung möglich ist, zeigen die Gespräche mit Interessenten hinter verschlossenen Türen. Schade nur, dass die finanzielle Lage sich so zugespitzt hat, dass das Haus den Antrag auf ein Schutzschirmverfahren stellen musste. Jetzt tickt die Uhr, vor Ende April muss eine Lösung her.

Nicht rund lief es seit einigen Jahren auch in Ratingen-Ost. Abgesehen davon, dass sich die möglichst staufreie Anbindung der Balcke-Dürr-Allee an Homberger und Mettmanner Straße immer weiter verzögerte, kam auch die Vermarktung des Ratinger Filetstücks nicht vom Fleck. Hotelpläne gestrichen, potenzielle Investoren abgesprungen. Der bisher letzte neue Zuzug von Fujifilm ist schon fast zwei Jahre her – wobei das Unternehmen mit den angrenzenden Brachflächen auch nicht glücklich sein kann. Da ist es gut, dass die Wirtschaftsförderung nun mit Jones Lang Lasalle (JLL) einen kompetenten Partner für die weitere Vermarktung ins Boot holen konnte. Auch für JLL wird es nicht einfach – denn die gestiegenen Zinsen haben viele Projektentwickler in Not gebracht, man denke nur an Interboden. Und nach der Pandemie ist die Nachfrage nach Büroraum insgesamt rückläufig – auch wenn viele Unternehmen die Mitarbeitenden wieder verstärkt aus dem Home Office zurückholen.

Es gibt also viel zu tun – packen wir es in Ratingen gemeinsam an.

Dr. Axel Mauersberger
Geschäftsführer
Unternehmensverband Ratingen e.V.