A44 - Die unendliche Geschichte


post-01

Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt verändert – und damit auch die Verkehrsdichte zur Rush Hour. Viele große Unternehmen hatten im März und April teilweise mehr als 90 Prozent der Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Auch jetzt gibt es noch viele Unternehmen, die etwa die Hälfte der Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten lassen. Dass es zukünftig wieder so sein wird wie noch zum Jahresbeginn, glaubt kaum jemand. Die meisten Forscher gehen davon aus, dass der Anteil der Mitarbeiter im Homeoffice auch nach Abflauen der Corona-Krise erheblich höher sein wird als zuvor.

Weniger Straßenverkehr ist gut für die Umwelt – dennoch darf das nicht dazu führen, dass wichtige Verkehrsprojekte aufgeschoben werden. Der Lückenschluss der A44 zwischen Velbert und Ratingen ist ein solches wichtiges Projekt, das eigentlich schon seit vielen Jahren fertiggestellt sein sollte. Schon in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts sollte eine Autobahnverbindung in Ost-West-Richtung gebaut werden. Nachdem ein erster Planfeststellungsbeschluss in den 80er-Jahren für unwirksam erklärt worden war, traute sich viele Jahre niemand an die Wiederaufnahme des Projekts. Anfang der 2000er-Jahre dann die Wiederaufnahme der Planungen und im März 2009 letztinstanzlich grünes Licht vom Bundesverwaltungsgericht. In der Zwischenzeit steigen die Kosten erheblich – der erste Spatenstich findet im Frühjahr 2010 statt, das gesamte Projekt soll spätestens im Herbst 2016 fertig sein.

Daraus wird dann nichts, im Frühjahr 2018 wird aber zumindest das Teilstück zwischen Velbert und Heiligenhaus eröffnet. Der Planfeststellungsbeschluss für das letzte Teilstück zwischen Heiligenhaus und Ratingen steht auch heute noch aus – und dass dagegen geklagt wird, ist alles andere als unwahrscheinlich. Mit weiteren Folgen für den Zeitplan: Die Projektmanagementgesellschaft DEGES geht selbst bei optimalem Ablauf von einer Fertigstellung 2024 aus. Bei einer Klage wird von einer Verzögerung von mindestens einem Jahr, bei notwendiger Nachbesserung des Planfeststellungsbeschlusses von mindestens zwei Jahren ausgegangen – das wäre dann 2026.

Dass es bei Baumaßnahmen Verzögerungen gibt, passiert häufig und ist manchmal nicht zu verhindern. Dass aber immer neue Planungen und langwierige Gerichtsverfahren die Fertigstellung wichtiger Verkehrsachsen über Jahrzehnte verhindern, ist kaum hinnehmbar. Denn am meisten leiden die Pendler und die Anwohner an den staugeplagten Straßen - auch wenn der Anteil der Arbeit im Homeoffice steigt.

Dr. Axel Mauersberger
Geschäftsführer